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Respekt, Stolz und Erinnerungen: Unsere unvergessliche Reise

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

wir sind noch immer in der Türkei, und um euch nicht weiter auf die Folter zu spannen, knüpfen wir kurzerhand nahtlos an unseren letzten Bericht an. Lediglich die erste Etappe liegt hinter uns, wir reisen immer weiter, stets nach dem Motto: „the best is yet to come“.

Die Altstadt von Mardin ist ein malerischer historischer Ort. Sie ist am steilen Hang des Kasim-Hügels gebaut. Die Atmosphäre der Steinhäuser, der engen, steilen Gassen, der lokalen Basare und der Touristenattraktionen zieht uns augenblicklich in ihren Bann.

Die Architektur der Häuser hier wird Artuklu genannt: dabei dient das Dach eines Hauses als Straße oder Terrasse eines anderen, höher gelegenen Hauses. Alles ist durch Treppen miteinander verbunden, viele Treppen… sehr viele Treppen. Schnell geben wir es auf, die Stufen zu zählen.

Hier sind Autos Fehlanzeige, Esel erledigen einen Großteil der Arbeit. Dieser hier gehört offenbar einer Putzkolonne an oder wieso hat er einen Besen geladen? Was in der Kiste alles drinsteckt, darüber können wir nur spekulieren.

Wenig später das totale Konstrastprogramm: ein prächtig geschmücktes Ross. Und doch scheint eine unsichtbare Verbindung zwischen den beiden Tieren zu bestehen.

Es gab und gibt hier eine gemischte muslimisch-christliche Bevölkerung. Und so gibt es neben Moscheen und Madrasas auch Kirchen. Die wichtigste der Moscheen von Mardin ist die Große Moschee (Ulu Camii), das Wahrzeichen von Mardin. Ein Minarett mit einer Inschrift verweist auf das Jahr 1176, als das Gebäude erbaut wurde; den heutigen Zustand besorgten aufwändige Renovierungsarbeiten.

Außerdem erwähnenswert ist, dass einige assyrische Autoren behaupten, die Moschee sei auf der Grundlage einer Kirche wieder aufgebaut worden, was auf die Möglichkeit hinweist, dass es vor dem Bau der Moschee bereits eine christliche Stätte gab.

Die Kirche von Kırklar Mor Behnam ist eine assyrische Kirche, die im Jahr 569 in Mardin erbaut wurde. Die ursprüngliche Kirche wurde in eine Moschee umgewandelt, sie erhielt den Namen Mor Behnam. Ab dem 12. Jahrhundert diente sie wieder als Kirche, nachdem im Jahr 1170 die Gebeine von vierzig Märtyrern – kappadokischen Soldaten, die in Armenien den Märtyrertod erlitten hatten – in diese Kirche gebracht wurden; damals erhielt sie den Namen „Kirche von Kırklar“ (Vierzig).

Das Hauptgebäude verfügt über eine vierhundert Jahre alte hölzerne Eingangstür, die mit feinen Steinreliefs verziert ist. Sie wird von einem Glockenturm in einem großen Innenhof überragt. Im Innern darf man nicht fotografieren, und so verbleiben die Eindrücke der 1500 Jahre alten, mit Wurzelfarbe bedruckten Vorhänge sowie der Dekorationen und Gemälde lediglich in unserer Erinnerung.

Mit all diesen Hintergrundinformationen von der bewegten Geschichte der Region und vielen kleinen und großen Geschichten versorgt uns unser türkischer Reiseleiter Levent. Er und Dima sind ein starkes Team, das die Dinge anpackt.

In Mardin steht auch die einzige protestantische Kirche in der Türkei. Der Pastor, der ursprünglich aus Nepal stammt, verschafft uns einen kurzweiligen Überblick über die Vergangenheit und Gegenwart der Kirche. Zwar ist das genaue Alter des Gebäudes nicht bekannt; was wir jedoch wissen, ist, dass es der Gemeinde seit dem Jahr 1860 als Gotteshaus dient.

Wir erwischen einen äußerst angenehmen Tag, um durch die steinernen Straßen und geheimnisvollen Ecken zu schlendern. Die volkstümliche Kreativität ist allenthalben sichtbar, sogar zwischen uns und dem strahlend blauen Himmel.

Muss man darüber irgendwelche Worte verlieren? Oder spricht nicht dieses Bild, mehr noch als alle anderen, in aller Klarheit für sich? Anstatt darüber zu reden und nachzudenken, sollte man es vielleicht lieber berühren, daran riechen, davon kosten.

Die Seife, die hier in allen Farben und sämtlichen Aromen ausliegt, ist freilich nicht essbar. Auch fühlt sie sich vielleicht in den Händen nicht allzu an. Aber ihr Duft, die Komposition der Aromen, die uns umfängt, als wir von dem Regal stehen…himmlisch!

In Werkstätten dieser Art stellen Meister ihres Fachs verschiedene Gegenstände her, wird allerhand repariert, gewartet und instandgesetzt. Und das immer mit einem Lächeln. Wir sind schließlich nirgendwo anders als in der Türkei.

Eines der berühmtesten Wahrzeichen der Türkei, der 2.134 Meter hohe Berg Nemrut Dağ, liegt zwischen den Städten Adiyaman und Kahta im südwestlichen armenischen Hochland. Das Gebiet unterhalb des Berges Nemrut war im 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr. das Zentrum des Kommagene-Reiches. Antiochus I., der bedeutendste Herrscher dieses Reiches, ließ 62 v. Chr. den Gipfel des Berges zu einer 49 Meter hohen Pyramide umbauen, unter der er begraben sein soll. Die Pyramide ist mit zwei Terrassen geschmückt, auf denen sich riesige Statuen griechischer Götter, Wappentiere und Antiochus selbst befinden.

Die Stätte wurde erst 1881 von dem deutschen Ingenieur Karl Sester „entdeckt“. Bis dahin kannten sie nur die Einheimischen und die Fachleute hatten keine Ahnung davon. Heutzutage sind die Statuen und Reliefs beschädigt, ihre gefallenen Köpfe liegen vor den Thronen. Die Schäden wurden nicht nur durch mehrere Erdbeben, sondern auch durch vorsätzliche Zerstörung durch Menschen verursacht. Hier sehen wir die Konterfeis von Herakles und Apollo.

Und noch einmal Apollo. Diesmal ist es eine moderne Version, die uns im Profil vom Berghang aus anschaut.

An den südlichen Hängen des Berges Nemrut befinden sich mehrere andere Denkmäler des Kommagene-Reiches, wie das Grab von Antiochus‘ Frau in Karakuş sowie die Ruinen der königlichen Burg und mehrere Reliefs in Arsameia. Wir genießen einen kurzen Spaziergang auf der antiken Brücke von Cendere, die über eine romantische Schlucht führt.

Balıklı Çermik (Heiße Quelle mit Fischen) befindet sich in der Gegend von Kangal-Sivas. Die heißen Quellen entspringen in einer Höhe von 1425 Metern an fünf verschiedenen Stellen und fließen in einen Bach. In dem thermomineralischen, 37 Grad warmen Wasser leben Fische, die als „Doktorfische“ bekannt sind. Sie ernähren sich von den abgestorbenen Teilen der Haut, die sie, sobald wir die Füße ins Wasser halten, kurzerhand abknabbern. Wir genießen diese natürliche Pediküre in vollen Zügen.

Die heiße Quelle Kangal Balıklı wurde 1917 zufällig entdeckt, seit 1960 wurden mehrere Kureinrichtungen um sie herum gebaut. Das selen-, bikarbonat-, kalzium- und magnesiumhaltige Wasser mit einer Temperatur von 35 Grad ist wirksam bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Nervenkrankheiten, Knochenbrüchen, Verrenkungen, Prellungen und Entkalkungen sowie Nierenerkrankungen. Nicht dass auch nur einer von uns diese Behandlung nötig hätte…

Bei einem Besuch in einem Zwinger für Kangal-Hütehunde verlieben wir uns augenblicklich. Der Kangal ist eine uralte Rasse, deren Vorfahren die ursprünglichen Hütehunde sind, die um 6.000 v. Chr. mit den Nomadenstämmen kamen. Schon damals zeichneten sie sich durch ihre Fähigkeit aus, die Herde vor großen Raubtieren wie Wölfen und Bären zu schützen.

Leider können wir keinen Kangal in unseren Autos mitnehmen, nicht einmal einen Welpen. Obwohl es an Kandidaten unter uns freilich nicht mangeln würde.

Unsere letzte gemeinsame Station ist das türkische Dorf Göreme in der Provinz Nevşehir in Anatolien. Das türkische Kappadokien ist einzigartig. Es ist voll von tiefen Tälern und Schluchten, Felskuppeln, Türmen und anderen seltsamen Felsformationen. Das alles wurde von der Natur selbst erschaffen. Es gibt sogar gänzlich unterirdisch gelegene Felsenstädte.

Die Pracht dieser Gegend kann man auch aus der Vogelperspektive sehen, dank der Heißluftballons, die hier jeden Tag vor Sonnenaufgang starten. Von der Terrasse des Campingplatzes Kaya aus beobachten wir diese beliebte Attraktion.

Die unterirdische Stadt Derinkuyu in der Provinz Nevşehir ist eine von mehreren unterirdischen Anlagen in Kappadokien. Sie ist auf mehreren Ebenen in den Fels gehauen und reicht bis in eine Tiefe von 85 Metern. Sie ist groß genug, um bis zu 20 000 Menschen mitsamt ihrem Vieh und ihren Lebensmitteln zu beherbergen. Jedes Stockwerk konnte einst von innen mit großen runden Steintüren separat verschlossen werden.

Das Dorf Uçhisar liegt am Rande des Göreme-Felskegel-Nationalparks. Wie die meisten Bewohner Kappadokiens lebten auch die Einwohner von Uçhisar früher von der Landwirtschaft, doch heute verdienen die meisten ihr Geld mit dem Tourismus. Viele der alten Steinhäuser sind zu stilvollen Hotels umgebaut worden. Zeit für ein Gruppenfoto!

Das Güvercinlik-Tal, das unterhalb von Uçhisar liegt, ist reich an Felsformationen. Diese sind das Ergebnis von Vulkanausbrüchen und Erosion im Laufe der Zeit. Und dennoch erscheint es uns als seltsam, dass all das einfach so, von ganz alleine entstanden sein soll.

Das Tal der Pasabag-Mönche im Goreme-Nationalpark ist einer der beliebtesten Orte zum Fotografieren. Hier gibt es einzigartige Felsformationen und spektakuläre Aussichten, die sich kaum auf Bilder bannen lassen. Im „Tal der Mönche“ lebten in der byzantinischen Zeit Mönche in in den Fels gehauenen Räumen. Das Tal ist auch berühmt für seinen Weinanbau, der bis in die hethitische Zeit zurückreicht.

Im Freilichtmuseum von Goreme befinden sich zahlreiche Kirchen und Kapellen. Es ähnelt einem großen Klosterkomplex, der aus Dutzenden von nebeneinander liegenden Refektorien besteht, zu denen jeweils eine eigene Kirche gehört.

Dies ist die schönste der Felsenkirchen mit Fresken, deren Farben noch ihre ursprüngliche Frische bewahrt haben. Der Bereich dieses Freilichtmuseums besteht aus elf Refektorien mit in den Fels gehauenen Kirchentischen und -bänken. Jedes ist mit der Kirche verbunden. Die meisten Kirchen im hier stammen aus dem 10., 11. und 12. Jahrhundert. Die Felsenstätten von Kappadokien gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Und dann ist auf einmal die Zeit gekommen, sich zu verabschieden: im Bizim Ev Restaurant in Avanos mit türkischen Spezialitäten. Diesmal sind sie, als ob dem Anlass auf seltsame Weise angemessen, ein bisschen schärfer.

Das Team hat großzügige Geschenke als Dankeschön erhalten, diese wie eine persönliche Auszeichnung herzlich gerne angenommen. In aller Bescheidenheit, das versteht sich.

Nostalgie mischt sich mit Stolz, dass wir das alles geschafft haben. In diesem Abschlussfoto steckt alles drin, was die Reise ausgemacht hat. Seite an Seite haben wir gemeinsam einen wunderschönen Teil der großen Welt entdecken dürfen. Es war nicht immer leicht, aber der Zusammenhalt war eisern.

Zum Abschluss denken wir auch noch einmal intensiv an unsere Autos, die für sechs Monate unser Zuhause waren. Danke ihrer haben wir einen großen Teil Asiens kennengelernt und damit andere Kulturen, andere Werte des Lebens, die Wurzeln unserer Zivilisation, alte und moderne Geschichte und nicht zuletzt wunderschöne Natur im Überfluss. Vor allem aber überwiegt der Respekt und die Bewunderung für die Menschen vor Ort. Trotz ihres oft schwierigen Loses waren sie stets lächelnd, freundlich und unglaublich gastfreundlich.

Danke, dass Ihr uns den Weg zu euren Herzen geöffnet haben.

Euer Reiseteam vor Ort, Mirka und Gerd, Levent und Dima