Georgien ruft: Natur, Herbst und unvergessliche Abenteuer

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

wir sind über das Kaspische Meer geflogen und haben uns in Baku wiedergefunden, einer unserer Lieblingsstädte: Baku, eine Stadt, in der alte Festungen, Basare, historische Gebäude und Denkmäler mit der Architektur moderner Wolkenkratzer kontrastieren, hat mehr als genug zu bieten. Einige von uns können sich beim Verweilen schon ganz fallen lassen, andere sind noch auf dem Weg zum Hafen, um die Autos abzuholen.

Das Heydar-Aliyev-Zentrum ist ein Kulturzentrum, das von der berühmten irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid entworfen wurde. Das hochmoderne Gebäude liegt in einem großen Park und dient als Ausstellungsraum, Bibliothek und Konferenzsaal. Ob der dreidimensionale Schriftzug als Fotospot konzipiert wurde oder nicht – er eignet sich jedenfalls prächtig für eine schöne Erinnerungsaufnahme.

Unsere Damen sind zum Grünen Basar zurückgekehrt. Das hat ihre Lieblingshändlerin sehr glücklich gemacht. Hier gibt es neben zahlreichen bunten Obstsorten, jede Menge Trockenfrüchte, Gewürze und Süßigkeiten – gerade diese sind so typisch für den lokalen Markt, genau diese wollen wir am liebsten allesamt durchprobieren.

Und die Granatapfelsaison hat gerade begonnen. Man kann leicht süchtig werden nach dem frisch gepressten, überaus köstlichen Saft. Am besten trinkt man ihn ganz frisch. Zum Mitnehmen eignet sich neben den Trockenfrüchten auch die leckere Granatapfelsauce, die nicht nur zu Fleisch, sondern auch zu Salaten bestens passt.

Nach einem zermürbenden Tag, an dem wir auf endlose Anzahl Stempel auf wenigstens ebenso vielen Dokumenten warten mussten, haben unsere Fahrer die Autos endlich auf den Parkplatz gebracht.

Schon verabschieden wir uns von Baku und können weiterfahren. Man muss nur ein paar Kilometer aus der Stadt herausfahren und findet sich einige Jahrzehnte zurückversetzt. An die Stelle von Mercedes-Autos treten alte Gigulis und an die Stelle der noblen Boulevards staubige Dorfstraßen, auf denen Schafe und Ziegen herumlaufen.

Die Stadt Scheki war einst eine wichtige Station an der Seidenstraße. Sie liegt im Schatten des Großen Kaukasusgebirges im Nordwesten des Landes. Die Natur, die charakteristischen Giebeldächer von Scheki und die spannenden Episoden aus ihrer Geschichte wecken ein Gefühl der stillen Euphorie in uns.

Eine der Hauptattraktionen ist die historische Architektur: hier steht vielleicht eines der schönsten Gebäude im Kaukasus. Der 1797 fertiggestellte Palast diente als Sommerresidenz der Khane von Scheki. Bei seinem Bau wurde kein einziger Nagel und nicht ein Tropfen Klebstoff verwendet. Die Fassade besteht aus gemalten Fresken verschiedener Epochen des 18. Jahrhunderts sowie aus bunten Glasfenstern.

Der einzigartige zweistöckige Scheki-Palast hat eine prächtige Innenausstattung. Er ist reich verziert mit Zeichnungen, die Jagd- und Kriegsszenen darstellen, sowie mit Fresken aus komplizierten geometrischen und floralen Mustern. Alle Fenster und Türen des Palastes wurden kunstvoll aus Holzstücken und farbigem venezianischem Glas zusammengesetzt. Das in den Palast eindringende Licht hat alle Farben des Regenbogens, die ihm von rotem, gelbem, blau-violettem und grünem Glas gewissermaßen verliehen wird. Ein atemberaubendes Spektakel!

Das prächtige Glas, das den Palast schmückt, ist typisch für Scheki. Für die großen quadratischen Fenster des Palastes wurden bis zu 5.000 Glasstücke verwendet. Und die Kunst der Buntglasmosaike aus verschiedenfarbigem Glas, die durch Holzgitter verbunden sind, ist noch immer lebendig. Beispiele für die Produktion der Manufaktur sind im Garten des Palastes zu sehen.

Traditionelle Handwerkskunst und moderne Kreativität begeistern uns im künstlerischen Zentrum der Keramik, der ABAD-Manufaktur im Schlosspark. Die Filigranarbeit lässt uns über alle Maßen staunen.

Scheki war als Stadt der Handwerker und Händler bekannt. Händler aus allen Ländern entlang der Seidenstraße kamen hier zusammen, weswegen dem Bau der Karawansereien große Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Wie zum Andenken an diese Menschen finden wir uns zu einem Gruppenfoto zusammen.

Die Obere und die Untere Karawanserei wurden im 18. Jahrhundert erbaut und sind noch heute erhalten. Die Keller dienten der Lagerung von Waren, das erste Stockwerk wurde für den Handel genutzt, das zweite Stockwerk für Reisende und Kaufleute. In der prächtigen, zweigeschossigen Karawanserei kann man heute wieder übernachten und die wahre Atmosphäre des Orients erleben.

Die Architekten und Handwerker, die diese Karawansereien bauten, bemühten sich, sie so komfortabel wie möglich zu gestalten und den Reisenden ausreichend Platz zum Ausruhen zu bieten. Über alles ging, dass sie ihre Waren sicher lagern und mit den Einheimischen Handel treiben konnten.

Auch heute muss Ordnung und Sauberkeit herrschen. Die Kamele auf den Mülltonnen sind gewissermaßen mahnende Garanten dafür.

Wir haben selbstverständlich nicht vergessen, das typische aserbaidschanische Essen zu probieren. Besonders die Fleischfresser haben es genossen. Das Mahl, der Service und die Atmosphäre waren ausgezeichnet – wie immer im gastfreundlichen Aserbaidschan.

Schon heißt es wieder Abschied nehmen. Vor diesem wunderbaren Gemälde sagen wir: Danke Aserbaidschan, und wie selbstverständlich auch auf Wiedersehen. Es war kurz, aber sehr intensiv. Wir kehren bestimmt noch einmal zurück.

Wir haben den bisherigen Rekord gebrochen und die Grenze nach Georgien in eineinhalb Stunden überquert. Diesmal genießen wir die Hauptstadt abseits des Trubels einer Metropole. Der Stausee von Tiflis ist ein riesiger künstlicher See, der zum Auffangen von Regenwasser dient. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1953 ist er zu einem der beliebtesten Orte der Erholung geworden.

Der Tiflis-See ist kurz nach der Sommersaison bereits ruhig, so dass wir eine entspannte Zeit in der Natur genießen können.

Unsere nächste Route führt uns in die Mitte von Georgien. Hier kleidet die Natur sich in herbstliche Farben: wir fühlen uns schon wieder ein wenig näher an zuhause.

Der Tiflis-See ist kurz nach der Sommersaison bereits ruhig, so dass wir eine entspannte Zeit in der Natur genießen können.

Auf unserer Fahrt nach Südwesten in Richtung der türkischen Grenze beobachten wir die Vorbereitungen auf den Winter. In dem Dorf Sulda in der Region Akhalkalaki-Karsakhi wird bereits gehortet für die kalte Jahreszeit. Uns wird ein wenig heimelig zumute.

In der Nähe der kleinen Stadt Tsalka, oberhalb der Daschbaschi-Schlucht, erwartet uns eine ungewöhnliche, aber allzu vertraute Attraktion. Es handelt sich um jene 240 Meter lange Glasbrücke über die Daschbaschi-Schlucht, in deren Mitte sich ein rautenförmiges Café befindet, die von den Mutigen und Abenteuerlustigen unter uns bereits bei unserem ersten Besuch zu Fuß oder mit dem Fahrrad überquert worden ist.

Diesmal genießen wir die Aussicht auf den Canyon aus unseren Autofenstern. Der Diamant steht beinahe wie ein Stern am Nachthimmel, ein Wegweiser, der uns zuflüstert, dass unsere Reise noch nicht vorüber ist. Vielen Dank, Georgien.

Euer Reiseteam vor Ort,

Mirka, Gerd und Dima.