"Kasachstan: Von Schluchten bis zur Kultur"

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

wir haben Kirgistan, noch immer beseelt von Hunderten Eindrücken, schweren Herzens verlassen und sind problemlos in Kasachstan eingereist.

Kasachstan begrüßt uns mit diesem Naturwunder, das den Spitznamen Grand Canyon trägt.

Der Sharyn-Canyon ist Teil des Sharyn-Nationalparks und des Flusstals im Janshan-Gebirge. Eine Schotterstraße führt am Boden des Canyons entlang, und kleinere Pfade schlängeln sich nach oben, vorbei an zahlreichen Formationen und Säulen. Die vielen Gesteinsschichten sind das Ergebnis verschiedener Phasen der Sedimentablagerung: sie wurden geformt durch Millionen von Jahren andauernde Erosion. Der gesamte Canyon ist etwa 80 Kilometer lang.

Wir wandern durch den vielleicht interessantesten Ort in der ganzen Schlucht, das „Tal der Schlösser“. Hier gibt es besonders auffällige Formationen in verschiedenen Rottönen. Es ist zwei etwa Kilometer lang und 100 Meter tief. Im Sommer, selbst im späten, das bezeugen wir an der eigenen Haut, wird es hier mitunter sehr heiß.

Da hilft nur eins: Am Ende der Wanderung kühlen wir uns im klaren Fluss Sharyn ab. Was für ein Genuss nach dieser enormen Hitze!

Müde Touristinnen werden von den beliebten Bukhanka zurückgefahren. Überhaupt kein Problem!

Bei unserer Rückkehr werden wir mit Wassermelonen erwartet – ein Geschenk unserer Kollegen von der Agentur Kazakh Traveler, die uns hier assistieren, um eine angenehme und möglichst reibungsfreie Reise zu gewährleisten.

Almaty ist eine moderne, vielseitige Stadt, die Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Ob Familien, Unternehmen, neugierige Touristen oder Sportler – hier ist für jeden etwas dabei. Und die märchenhafte Landschaft des majestätischen Zailiyskiy Alatau-Gebirges wird garantiert jedem in Erinnerung bleiben.

Shymbulak ist eines der größten Skigebiete in Zentralasien, in der Nähe von Almaty. Wir fahren mit der Seilbahn in das hochgelegene Skigebiet auf 2200 Metern über dem Meeresspiegel, um den ersten Schnee dieses Jahres zu erleben.

Hier erblickt auch der erste Schneemann des Jahres das Licht der Welt.

Vor dieser herrlichen Landschaft lässt sich leicht ein schönes Gruppenfoto stellen. Die freundlichen kasachischen Kollegen dürfen dabei gerne ein wenig Schleichwerbung für ihre Reiseagentur machen.

Shymbulak mit seinen anspruchsvollen Pisten, einem breiten Angebot an Aktivitäten für Outdoor-Fans und spektakulären Aussichten begeistert unsere Herzen vom ersten Moment an. Der Ort ist auch für seine architektonischen Besonderheiten bekannt.

Für Geschichtsinteressierte bietet ein Besuch in Shymbulak auch einen Einblick in die Vergangenheit der Region: Hier finden sich zahlreiche Spuren alter Zivilisationen und historischer Nomadenstämme.

Die schöne grüne Stadt Almaty (dt. „Apfelbaum“) hat sich auch den Namen „Gartenstadt“ verdient. Breite Straßen, schöne Gebäude, zahlreiche Parks, große Plätze und Brunnen – alles im Grünen.

Die Stadt Almaty wurde 1854 gegründet und in ihrer kurzen Geschichte bereits zweimal, 1887 und 1911, durch starke Erdbeben zerstört. Das Hotel „Kazakhstan“ ist eines der wichtigsten Symbole der Apfelstadt. Das Gebäude wurde schon bald nach seiner Erbauung in den 70er Jahren zu einer Ikone. Es war bis 2008 das höchste Gebäude in Almaty, aber dennoch erdbebensicher bis zu einer Stärke von 10.

Dieses traditionelle, im russischen Stil erbaute Holzgebäude aus dem Jahr 1980 beherbergt das Staatliche Museum für volkstümliche Musikinstrumente, das nicht nur die Musikliebhaber, sondern mindestens ebenso sehr die Architekturbegeisterten unter uns überaus begeistert.

Die orthodoxe Mariä-Entschlafens-Kathedrale aus dem Jahr 1840 ist eines der höchsten Holzgebäude der Welt. Sie wurde ohne einen einzigen Nagel (!) gebaut und überstand ein sehr starkes Erdbeben. Wirklich sehr beeindruckend!

Im Innern bezaubern uns die prächtigen Wandmalereien an den Wänden und die üppige Vertäfelung durch ihre prächtige, aber stets wohlproportionierte Schönheit.

Nicht nur uns Fahrt, nein, auch unsere Gourmetreise geht weiter. Diesmal werden wir von Dima eingeladen, dessen Bruder Vasilyi das Restaurant Nascha Pizza in Almaty besitzt. Leider kommt kein persönliches Treffen zustande, allerdings aus gutem Grund: Vasilyi befindet sich gerade mit seiner Familie im Urlaub – dem ersten seit zehn Jahren!

Die Pizza wird uns ans Seeufer des Strandbades Tortuga geliefert, wo wir sie in geselliger Runde mit Bier genießen. Sie schmeckt großartig!

Die alte Karawanenhandelsstadt Turkestan wurde 418 gegründet und ist eine der ältesten Städte Kasachstans. Turkestan hat viele Male seinen Namen und sein Gesicht geändert. Im 10. Jahrhundert hieß die Stadt Shavgar, im 12. Jahrhundert erschien sie als Yasi.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde sie in Turkestan umbenannt und bald zur Hauptstadt des kasachischen Khanats. Die eindrucksvollen Skulpturen der Nomaden und ihrer Kamele zeugen auf anschauliche Weise von dieser ereignisreichen Vergangenheit.

Das wichtigste Wahrzeichen der Stadt ist das religiöse Zentrum von Khazret, benannt nach dem berühmtesten Sufi-Dichter und Humanisten Khodzhi Akhmed Yassaui (auch Khazret-Sultan genannt), der dort im 12. Jahrhundert lebte und wirkte.

Im 14. Jahrhundert ließ der Herrscher Tamerlane ein Mausoleum und eine Moschee über dem Grab des Philosophen errichten, womit er seine Autorität bei der lokalen Bevölkerung untermauerte. Dieser große Gedenkkomplex ist ein Beispiel für die timuridische Architektur. Wir kennen bereits die schillernden türkisfarbenen Kuppeln aus Usbekistan. Im Jahr 2003 wurde sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Der religiöse Komplex zieht jedes Jahr viele Pilger, und seit einigen Jahren auch vermehrt ausländische Touristen an.  Nachdem Turkestan 1991 Teil des unabhängigen Kasachstans wurde, erlebt es seit 2018 eine Art Wiedergeburt: Die Stadt ist nicht nur zum historischen und geistigen Zentrum der Republik geworden – auch der noch relativ junge Tourismus des Landes nahm hier seinen Ausgang.

Beim Anblick der prächtigen Mosaike des größten architektonischen Monuments Kasachstans bekommen wir Lust, einen Skizzenblock in die Hand zu nehmen und ein paar bunte Muster zu zeichnen.

Im historischen Teil befinden sich weitere Denkmäler wie das Mausoleum von Robia Sultan Begim und die Nekropole der kasachischen Khane. Wir besichtigten auch die unterirdische Moschee Hilvet aus dem 12. Jahrhundert. Die Malereien vermitteln uns einen lebendigen Eindruck des geistigen Lebens jener Zeit.

Die Hilvet-Moschee befindet sich im Wiederaufbau. Wir sind mehr als beeindruckt von den geschnitzten Säulen, die ein typisches strukturelles und dekoratives Element in Zentralasien sind. Wir sind diesen Säulen schon mehrmals begegnet und können mittlerweile die feinen Unterschiede erkennen und schätzen.

Turkestan ist heute auch eine bedeutende Industrie-, Bildungs- und Kulturstadt. Es entstehen neue moderne Stadtteile sowie Einkaufs- und Unterhaltungszentren wie Karavan Saray im Stil von Venedig.

Venedig – wie weit wir davon entfernt sind, so weit, dass selbst diese sonst so fremde Stadt uns wie ein Stückchen Heimat vorkommt. Aus der Ferne Zentralasiens bringt der Klang dieses Namens eine fast unbekannte Saite in uns zum Schwingen, die uns mitzuteilen versucht, dass wir Europäer sind, europäische Reisende auf der uralten Seidenstraße. Dieses Fünkchen Heimweh scheint unserer Fernreise jedoch keinen Abbruch zu tun, sondern, im Gegenteil, ihr Erleben noch zu intensivieren.

Euer Reiseteam vor Ort,

Mirka und Gerd, Irina und Dima