Taschkent – die Hauptstadt Usbekistans
Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,
nach einem langen kurzen Abstecher nach Tadschikistan sind wir zurück in Usbekistan, genauer gesagt im großartigen Taschkent. Nachdem wir schon einmal ausgereist sind, ist es nun ein wenig, als würden wir zurück nach Hause kommen.
Taschkent – die Hauptstadt Usbekistans, früher eine wichtige Karawanenstation an der Seidenstraße, heute das bedeutendste politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Die Einwohnerzahl dieser modernen kosmopolitischen Metropole liegt derzeit bei über 2 Millionen. Die Geschichte der Besiedlung reicht bis in die Zeit vor Christus zurück. Im 19. Jahrhundert kam das Gebiet unter die Kontrolle des Russischen Reiches und die Stadt erlebte eine Modernisierung und Industrialisierung.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Taschkent 1991 zur Hauptstadt des unabhängigen Usbekistan. Von der ursprünglichen Stadt ist allerdings nicht viel erhalten geblieben: Am 26. April 1966 ereignete sich ein Erdbeben, das große Teile zerstörte. Alle Republiken der Union beteiligten sich an den Reparaturarbeiten und gaben der Stadt ihr heutiges Aussehen. Wir besuchen das eindrückliche Denkmal für die Opfer, das für die Opfer dieser Tragödie errichtet wurde. Eine stehengebliebene Uhr zeigt den Zeitpunkt der Katastrophe an.
Die bronzene Baumwollblume vor dem Nationalen Opernhaus von Navoi ist ein Symbol für ganz Usbekistan. An diesem herrlichen Tag spiegelt sich das gesamte Ensemble im Wasser eines Teichs.
Eine der wenigen erhaltenen Sehenswürdigkeiten von Taschkent ist das Hazrat-Imam-Ensemble. Der Komplex wurde auf der Grabstätte des Gelehrten und Religionsstifters, des ersten Imams von Taschkent, Kaffol ash Shoshi, errichtet; er besteht aus der Tillasheikh-Moschee, dem Mausoleum von Abu Bakr Kaffol Shoshi, der Baraq Khan Madrasa und dem Islamischen Institut von Imam al-Bukhari.
Diese Bibliothek ist für Besucher geöffnet: hier finden sich viele Manuskripte der orientalischen Literatur versammelt, darunter der Koran des dritten Kalifen Uthman. Dieses große heilige Buch aus dem 7. Jahrhundert besteht aus 353 Pergamentblättern. Es darf nicht fotografiert werden.
Die Metro von Taschkent ist mehr als nur ein öffentliches Verkehrssystem. Sie ist eine unterirdische Galerie, in der jede Station ein eigenständiges Kunstwerk ist, das etwas zu erzählen hat. In dieser wunderschön gestalteten Station wird die Geschichte eines verliebten Paares dargestellt.
Die Gestaltung der Beleuchtung in der Station ist ebenfalls am Baumwollbaum angelegt. Von diesem Detailreichtum lassen wir uns gerne faszinieren.
Was hier stattfindet, ist nicht weniger als eine Familienvereinigung. Der Sohn und die Schwiegertochter eines unserer Reiseteilnehmer leben in Taschkent; er lud uns alle in das Eco Café ein, in dem die jungen Leute arbeiten. Wir verbringen sehr gemütliche Stunden hier.
Die Speisekarte des vegetarischen Restaurants begeisterte die Damen. Aber auch die fleischliebenden Herren genossen die tollen Salate, Suppen, veganen Plov und Desserts.
Das Dorf Kujosch (usbekisch Sonne), nicht weit von der Stadt Parkent entfernt, wurde seinerzeit für Wissenschaftler gebaut, die am sogenannten Heliokomplex arbeiteten. Dessen Mittelpunkt bildet der Sonnenofen, der 1981-87 für das Institut für Sonnenphysik gebaut wurde. Heute wird der Komplex als Industrieanlage genutzt: Hier werden keramische Elemente für die Metall- und Erdölindustrie entwickelt und hergestellt.
Die Funktionsweise des Solarofens ist einfach faszinierend: Das Sonnenlicht fällt auf eine Reihe von 62 Heliostaten, die aus der Ferne aussehen wie Solarbatterien, bei denen es sich jedoch um Spiegel handelt, die das Sonnenlicht bündeln. Ein wahrhaft kosmischer Anblick!
Am Haupteingang befindet sich ein Scheinwerfer als Symbol des Komplexes.
Und wir fahren weiter. Der unsterbliche Lada dient in jeder Form bis zum heutigen Tag. Sie werden alles bringen und nehmen.
Wir kommen genau in der Zwiebelsaison an: Zwiebeln gibt es im Überfluss. Das Problem bei dieser Sache, insbesondere für mit Raumknappheit ringenden Camper: Die kleinste Mengeneinheit ist ein großer Sack.
In der Seidenmanufaktur Margilan zeigen uns die Meister des Handwerks im Zuge einer faszinierenden Führung, wie früher alles gemacht wurde – von der Aufzucht des Seidenraupenkokons bis zum Färben der Webstoffe.
Wir können den gesamten Zyklus der Seidengewinnung und -verarbeitung live mitverfolgen. Hier werden Seidenfasern aus Seidenraupenkokons gewonnen und zu Fäden gesponnen.
In den kleineren Werkstätten wird teilweise noch auf über hundert Jahre alten Handwebstühlen gearbeitet. Hier sehen wir eine modernere Werkstatt aus der Sowjetära mit motorgetriebenen Webstühlen. Diese Maschinen laufen seit Jahrzehnten zuverlässig – wahre Arbeitstiere.
Viele nationale „Perlen“ Usbekistans haben wir bereits kennengelernt – nun ist es an der Zeit, dass wir uns dem nationalen „Gold“ zuwenden: Es gibt sie überall, in den Städten, selbst in den kleinsten Geschäften, auf den Marktplätzen, an den Rändern von Gehwegen, Parks, Straßen, in der Nähe von Städten, Dörfern, Feldern, in bewohnten und dünn besiedelten Gebieten. Sie sind herrlich süß und saftig. Und sie sind in Hülle und Fülle vorhanden. Ohne die allgegenwärtigen Melonen ist Usbekistan kaum zu denken.
Aber wer baut eigentlich die Melonen an? Was macht man mit einer so großen Menge an Früchten? Verderben sie nicht, wenn sie nicht weiterverarbeitet werden? Wie kommt es, dass an den Verkaufsstellen außerhalb der Stadt Betten und provisorischen Küchen stehen? Warum sind die großen Kürbisgewächse hier so gut und billig?
Und woher wissen wir eigentlich, welches Stück das reifste, süßeste und beste für uns ist? Lässt sich eine reife Melone an ihrem Klang erkennen? Wir fragten unseren Dima. Er stammt aus Usbekistan und weiß genaustens bescheid. Also, mit den usbekischen Melonen verhält es sich folgendermaßen:
Familien, die Wassermelonenfelder besitzen, verkaufen die Ernte direkt an die Händler, abzüglich eines Rabatts und unabhängig vom Reifegrad. Oder sie bauen einen Schuppen und verkaufen die nach und nach reifenden Melonen selbst, während der gesamten Saison von Juni bis Oktober. Die Kinder der Melonenbauern helfen in den Ferien bei der Ernst und dem Verkauf. So verdient die Familie ein ordentliches Einkommen, um sich für den Winter einzudecken. Eine ganze, gesunde Melone verdirbt so schnell nicht, sie ist mehrere Wochen lang haltbar.
Eine reife Wassermelone hat:
1. getrocknete Blattranken und einen getrocknete bräunlichen Stiel,
2. einen gelben Fleck – je gelber, desto besser,
3. graue Narbennetze unterschiedlicher Größe und Länge (hier entweicht der Zucker aus der Melone und zeigt uns, dass unsere Melone süß ist),
4. eine biegsame Schale (weder weich noch hart),
5. eine matt-stumpfe Schale (eine glänzende Melone ist noch nicht reif).
Und wussten Sie, dass Wassermelonen in zwei Geschlechtern vorkommen? Die männlichen sind oval und länger und schmecken wässrig, die wieblichen sind rund und süß.
Wie sieht es mit den anderen Melonenarten aus? Ganz einfach: Hier kann nichts falsch machen, wer sich von seiner Nase leiten lässt und einfach an der Melone riecht. Eine reife Melone verströmt einen süßen Duft.
Wir lassen es uns freilich nicht nehmen, eine „kleinere“ Auswahl an Melonen zu erstehen. Wir haben bei den Früchten angeklopft, und sie haben eindeutig geantwortet: Kauf mich, iss mich, guten Appetit
Unsere fliegenden Teppiche sehen zwar ein wenig anders aus, erfüllen aber letztlich denselben Zweck.
Wieder heißt es vorerst, Lebwohl zu sagen, und: „Danke, zauberhaftes Usbekistan!“
Euer Team vor Ort Mirka, Gerd, Irina und Dima.