Iran: Ganz schön heiß

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

inzwischen haben wir Isfahan hinter gelassen, nicht ohne ein wenig Wehmut. So viel Schönheit, geballt an einem Ort, hat uns nicht unberührt gelassen. Das beste Heilmittel gegen diesen bittersüßen Schmerz scheint zu sein, kurzerhand weiterzufahren, aufzubrechen in Richtung neuer Abenteuer.

Die Straße in die Provinz Fars führt durch flache Täler, die sich offenbar bestens eignen, um darin Reis anzubauen. Beinahe soweit unsere Augen reichen, erstrecken sich die wunderschönen Kulturlandschaften.

An der Grenze der Provinzen Fars zu Kohgiluye und Boyer Ahmad befindet sich der berühmte Margoon-Wasserfall mit seinen zahlreichen, ins Tal stürzenden Wasserquellen.

Sein Name bedeutet auf Persisch „wie eine Schlange“. Die Höhe des Wasserfalls beträgt an manchen Stellen 70 Meter, seine Breite knapp 100 Meter. Margoon ist einer der größten und sicherlich auch einer der schönsten Wasserfälle im Iran.

Das besonders reine Wasser aus den Bergen wird im Dorf Margoon von Fischzuchtfarmen genutzt, die wir aus der Ferne gut überschauen können.

Bei einer Panne hat Gerd wie immer die Führung übernommen. Unterstützung erhält er von einem jungen Mechaniker in einer lokalen Werkstatt.

Um an Ersatzteile zu kommen, ist freilich jedes Mittel recht, auch dieses für unsere Verhältnisse eher unkonventionelle Taxi. Damit es weitergehen kann, braucht es vollen Einsatz.

Die Gruppenfotos werden hier nicht selten zu ganz spontanen, interkulturellen Zusammenkünften. Am Ende bleibt oft unklar, wer zuerst da war, oder wer sich zu wem gestellt, oder vielmehr gesellt hat. Und das spielt auch überhaupt keine Rolle: Hauptsache, wir sind zusammengekommen.

Der Ali Ibn Hamzeh Holly Schrein wurde im 19. Jahrhundert zu Ehren des gleichnamigen Neffens Schah Cheraghs gebaut. Er wird von schiitischen Muslimen verehrt. Wie in jedem Schrein im Iran müssen die Frauen einen Tschador tragen, dessen traditionelle Farbe schwarz ist. Unsere Frauen posieren in hellen, touristischen Tschadors, die wir vor Ort problemlos mieten konnten.

Im Garten des Innenhofs finden wir einen atemberaubend schönen Brunnen vor, der uns zum Schrein führt. Die Wände des Schreins und die gewölbte Decke sind mit Spiegelfliesen bedeckt. Der imposante Spiegelsaal, der das Grabmal umgibt, wird von einer grünen Mosaika beherrscht. Schwer vorzustellen derjenige, der davon nicht bis in die Zezenspitzen beeindruckt ist.

Der Schrein hat übrigens zwei getrennte Bereiche für Männer und Frauen. Die sehr ruhige Atmosphäre in diesem Raum lädt einige Mütter mit ihren Kindern zur Erholung ein.

Das Vakil-Bad – das berühmteste historische Bad in Shiraz, außerdem das größte traditionelle Bad im Iran – wurde von Karim Khan Zand erbaut. Vor 90 Jahren war es noch in Betrieb, dann wurde es eine Zeit lang als Turnhalle genutzt und schließlich in ein historisches Denkmal umgewandelt.

Das dominierende Bauwerk von Shiraz ist die Karim-Khan-Zitadelle. Sie war der Sitz von Karim Khan und das militärische Zentrum der Zand-Dynastie. Sie besteht aus einem zweistöckigen Palast, der einer Karawanserei ähnelt, und einer massiven zinnenbewehrten Mauer, die an den Ecken durch ovale Türme verstärkt ist. Einer der vier Türme der Zitadelle neigt sich wie der Turm von Pisa und ist zu einer besonderen Touristenattraktion geworden.

Den perfekten Blickwinkel auf den geneigten Turm bekommt man sozusagen genau vorgemacht. Wir müssen dann bloß noch dem Modellfotografen so exakt wie möglich nachahmen und schon haben wir das perfekte Foto.

Mit fast 22.000 Quadratmetern ist der Vakil-Basar ein sehr weitläufiger Komplex. Die besten Architekten der damaligen Zeit waren an seinem Bau beteiligt. Das Gebäude ist auf Säulen aus hartem Gestein gebaut, was zu seiner Erdbebensicherheit beigetragen hat. Wie jeder traditionelle Basar hat auch der Vakil-Basar verschiedene Abteilungen für jeden Warensektor. Einige dieser Abteilungen sind der Glasbasar, der Basar der Schwertmacher, der Basar der Schneider, der Basar der Teppichknüpfer und so weiter.

Die Vakil-Moschee befindet sich gleich neben dem Eingang des Vakil-Basars. Diese Moschee wurde zwischen 1751 und 1773 während der Zand-Dynastie erbaut, die schönen floralen Zierfliesen stammen aus der Qajar-Zeit.

Es sind nicht nur die Dichter, die der Stadt Seele einhauchen – es sind auch die Gärtner. Zu deren schönsten Werken zählt der Garten von Bāgh-e Eram. Unmittelbar am Palast der  Qajar-Dynastie gelegen, wird er dominiert von einem langen Teich mit Springbrunnen.

Rundherum staunen wir während der Besichtigung über bunte Blumenbeete und Bäume. Überall fließt Wasser, verströmen Blumen ihre Düfte und spenden Bäume Schatten. In der angenehmen Atmosphäre des Teehauses verstehen wir allmählich, warum sie den Garten „Eden“ nennen.

Hier, in der südlichen Provinz Fars, befinden sich die berühmtesten Erinnerungen an eine Zeit, da Persien mehrmals in militärische Konflikte mit den alten Griechen geriet. Übersetzt klingt der Name seiner damaligen Hauptstadt wie der Thron von Dschamschid, doch in die Geschichtsbücher ist sie als Persepolis eingegangen.

Ihre unsterbliche Aura schwebt über den Säulen oder Torsi seiner Paläste. Während wir durch die ihre Ruinen wandeln, spüren wir förmlich, dass die Erde unter unseren Füßen wie kaum eine andere von Geschichte durchdrungen ist.

Persepolis wurde zwischen 518 und 515 v. Chr. von König Darius I. gegründet, dessen Regentschaft eine große Blüte des gesamten Reiches bedeutete. Schließlich fiel Persepolis den Angriffen Alexanders des Großen zum Opfer, als er das persische Reich eroberte. Er ließ Persepolis aus Rache für die Zerstörung von Athen während der griechisch-persischen Kriege niederbrennen. Ihre Überreste des Palastkomplexes erstrecken sich über eine Fläche von 135.000 Quadratmetern.

In Yazd, eine Stadt an der Grenze zwischen den Wüsten Dasht-e Kavir und Dasht-e Lout, atmen wir noch die vergessene Atmosphäre einer irdenen Stadt, in der die Zeit stehen geblieben ist. Sie verbindet das Gefühl einer modernen Stadt mit uralten Erinnerungen an die vergangene Pracht Persiens.

Einst war Yazd die Hauptstadt der alten zoroastrischen Religion. Heute erinnern noch die ewige Flamme im Tempel von Ateshkad und die geheimnisvollen „Türme des Schweigens“, in denen die Zoroastrier ihre Toten bestatteten, an diese mystische Vergangenheit.

Die Straßen des alten Yazd sind ein wahres Labyrinth. Praktisch ohne jeglichen Wegweiser verlieren wir uns manches Mal beinahe darin. Während wir nicht wissen, wohin, haben wir Zeit, Details wahrzunehmen. Dann fallen uns die Türklopfer ins Auge, von denen jede Tür zwei hat: eine für Frauen und eine für Männer – jede hat einen eigenen Klang. Wenn ein Mann anklopft, gehen die Frauen im Haus in Deckung.

Wir besichtigen Pasargadae, die Ruhestätte von Kyros dem Großen. Ebenfalls eine ehemalige Hauptstadt Persiens, liegt Pasargadae in einer flachen Ebene, die von Bergen umgeben ist. Wie plötzlich erhebt sich vor uns eine stufenförmige Plattform, auf der das Grabmal von Kyros dem Großen steht.

Es wurde um 530 v. Chr. erbaut. Nachdem es viele Jahre lang unter einem Baugerüst verborgen war, empfängt es heute nicht nur uns wieder in seiner ganzen Pracht, sondern auch viele Einheimische. Viele iranische Familien haben großes Interesse an den Geschichten über die persischen Könige, Städte und die unsterblichen Bauwerke.

In Tabas ist das derzeit eine normale Außentemperatur, im Auto ist es dagegen immerhin knapp zwei Grad „kühler“. Wir befinden uns in der trockensten und heißesten Region des Iran, wo die Temperaturen von 40 Grad Celsius ganz normal sind. Dieses Jahr haben wir sogar 50 Grad gemessen und uns daher entschieden, Bungalows mit Klimaanlage zu mieten. Auf eine erfrischende Dusche freuen wir uns allerdings ein wenig zu früh – das kalte Wasser ist derzeit nicht in Betrieb.

Aufgrund der enormen Hitze verlegen wir das Programm auf den Abend. Kühl ist es freilich noch immer nicht, als wir die Zitadelle und den Golshan-Garten besuchen, aber immerhin ein bisschen weniger heiß.

Für diesen stattlichen Pelikan ist es nichts neues, fotografiert zu machen. Wir sind beinahe versucht anzunehmen, er habe ein Geschäftsmodell daraus entwickelt.

Maschhad war einst eine wichtige Oase an der alten Seidenstraße und auch die Hauptstadt des Irans während der Afschariden-Dynastie. Heute ist die Stadt das Ziel von Hunderttausenden von Pilgern, uns eingeschlossen, die das Heiligtum von Imam Reza besuchen.

Mit sieben riesigen Innenhöfen und einer Gesamtfläche von sechshunderttausend Metern ist das Wahrzeichen im Stadtzentrum eine der größten Moscheen der Welt. Die komplexen blauen Kacheln und arabischen Kalligraphien auf den Iwans und Minaretten sowie nicht zuletzt die beeindruckende goldene Kuppel ziehen uns vollständig in ihren Bann.

Zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten gehört das Imam-Reza-Mausoleum mit seinem goldenen Iwan sowie die Goharshad-Moschee aus dem 15. Jahrhundert. Das Funkeln der abertausend Spiegelchen und Leuchten werden wir so schnell nicht vergessen.

Wer den Geschmack und die einzigartige Farbe von echtem Safran liebt, ist in Maschhad goldrichtig. Hier findet man das Gewürz in bester Qualität und zu den günstigsten Preisen der Welt. Der Grund hierfür ist einfach: Der meiste Safran kommt aus der Umgebung der Stadt.

Das Mausoleum des persischen Dichters Abu l-Qasem-e Firdausi in Tus ist ein Denkmal von internationaler Bedeutung. Firdausi ist der Schöpfer des Schahnameh, des Meisterwerks der persischen Epik, des Buches, das die Identität der persischen Kultur definiert hat. Als er starb, durfte er nicht auf dem Friedhof begraben werden, da er der schiitischen Schule des Islam angehörte. Daher wurde er in seinem eigenen Garten in Tus bei Maschhad begraben.

Wir haben eine ganz besondere Einladung erhalten: Unser Führer Sirous stellt uns persönlich seine Familie vor, welch ein Privileg, welch eine Ehre! Anfangs zögern wir noch, immerhin sind wir 20 Personen, fragen uns, ob das nicht den Rahmen sprengen würde. Kein Problem, beruhigt uns Sirous, er sei eines von acht Geschwistern, und Platz sei genug da.

Aber irgendwann ist es auch im Iran an der Zeit, Abschied zu nehmen – wie immer bei gutem Essen und Trinken, diesmal in der angenehmen Umgebung eines Wasserfalls im Restaurant Eram. Die Gaststätte ist berühmt für ihre Kebabs, Lammkoteletts werden hier an säbelartigen Spießen serviert, sechs Stück machen eine Portion. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen.

Der Iran ist ein Land, das unsere Emotionen geweckt hat, das uns gepackt hat. Wir nehmen die besten Erinnerungen an das Essen und die einzigartigen Sehenswürdigkeiten, aber vor allem an die persönlichen Begegnungen mit. Diese großen Augen beschreiben besser als sonst irgendetwas, mit welcher Offenheit wir hier empfangen wurden, wie willkommen wir uns gefühlt haben.

Erwärmende Momente der Herzlichkeit und Freundlichkeit, die man vielleicht nur hier erleben kann, liegen hinter uns: das Lächeln, die Gastfreundschaft und das Bemühen, auf jede erdenkliche Weise miteinander auszukommen. So hat beispielsweise der Wachmann in der Metro uns ohne Ticket einsteigen lassen, da unsere große Gruppe es ansonsten nicht rechtzeitig durch die Drehkreuze geschafft hätte. Ganz zu schweigen von dem Fahrer des blauen Nissan, der auf dem Weg vom Garten zum Markt uns eine Tasche voll Kirschen zur Verkostung geschenkt hat.

Oder Onkel Hosein, der den ganzen Laden durchwühlt hat, um uns die interessantesten Stücke und die Kunst seiner Vorfahren zu zeigen. Nicht zu vergessen Mama Fatima und Schwester Zhila, die uns wunderbare Leckerbissen und einen tollen Abend bereitet haben. Nicht zuletzt der immer lächelnde und fürsorgliche Sirius, der uns selbst bei größter Hitze fast jeden Wunsch erfüllt hat.

Wir sagen vielen Dank, Iran, und auf ein baldiges Wiedersehen,

Euer Reiseteam vor Ort, Mirka, Gerd, Sirius und Dima